Homophobie ist heilbar

Viele von euch haben bestimmt American Horror Story gesehen. In der zweiten Staffel wird die lesbische Reporterin Lana Winters in der Nervenheilanstalt „Briarcliff“ gefangen gehalten. Es folgen Monate der Qual, um sie von ihrer Homosexualität zu „heilen“. Was den Zuschauer*innen wie pure Fiktion vorkommt, war tatsächlich lange Zeit Realität. Doch auch heute, in einer Zeit, in der wir alle ja so tolerant und weltoffen sind, gibt es diese sogenannten Konversionstherapien immer noch. Doch was steckt wirklich dahinter?

Diese Frage lässt sich sehr einfach beantworten, wenn man sich anschaut, wer solche „Therapien“ durchführt, denn meistens sind es religiöse Fanatiker oder sonstige Scharlatane. Sie haben keinerlei medizinische oder psychologische Ausbildung, fuhrwerken allerdings in der Psyche anderer Menschen herum. Oft sind die „Patient*innen“ noch dazu minderjährig oder im jungen Erwachsenenalter und somit emotional weniger gefestigt. Sie werden dann beispielsweise dazu gebracht, homosexuellen Geschlechtsverkehr mit negativen Bildern und Emotionen zu assoziieren. Statt zu lernen mit ihren Gefühlen umzugehen, werden diese unterbunden und als „Teufelswerk“ dargestellt. Klient*innen stehen dadurch permanent unter Druck, was wiederum schwerwiegende Folgen haben kann. So entwickeln sie sehr oft Essstörungen oder Depressionen, welche nicht selten mit dem Suizid enden. Ohnehin haben Homosexuelle gegenüber Heterosexuellen ein bis zu achtmal höheres Risiko für Suizidgedanken.

Doch warum genau schreibe ich das alles hier überhaupt? Am 18.12.2019 beschloss die Regierung, dass jegliches Anbieten, Bewerben und Vermitteln an Jugendliche sowie das Offerieren und Anpreisen solcher Therapien an Erwachsene ab voraussichtlich Mitte dieses Jahres illegal ist.

Klingt theoretisch gut, aber bei genauerem Betrachten findet sich schnell ein beträchtlicher Fehler an der Sache: Zwar ist die Durchführung an Minderjährigen künftig verboten, Erwachsene betrifft dies allerdings nicht. Diese menschenverachtenden und überaus gefährlichen Konversionstherapien sind im Jahr 2020 de facto immer noch legal. Anstatt die Lebensweise unserer Mitmenschen zu akzeptieren, wird immer noch versucht, sie in heteronormative Ideale zu pressen.

Nun könnte man ja damit argumentieren, dass es Erwachsenen selbst überlassen sein sollte, welche Sexualität sie haben wollen. Wer mit seiner Homosexualität nicht klar kommt, kann sich einfach „umpolen lassen“ und alle sind zufrieden. Tja, so einfach ist das aber nicht. Homosexualität, sowie jede andere Art der Sexualität, ist keine Krankheit und somit auch nicht heilbar, erst recht nicht in irgendeiner Form verwerflich. Ein Teil der LGBTQ-Szene zu sein, ist vollkommen in Ordnung – nein, sogar gut! Kein Mensch würde sich freiwillig solch einer Folter unterziehen; das Problem liegt nicht bei Homosexuellen, sondern in der Gesellschaft.

Noch immer klammert man sich an abstruse, längst überholte Werte, obwohl Homosexualität etwas vollkommen Normales und Natürliches ist. Wir tun so, als wären wir ach so tolerant, doch solange „schwul“ als legitimes Schimpfwort verwendet wird, sind wir das noch lange nicht. Diskriminierung von Minderheiten ist weltweit – selbst im 21. Jahrhundert – ein riesiges Problem mit teils verheerenden Folgen. Studien zufolge senkt die „Ehe für Alle“ die Selbstmordraten Homosexueller ungemein. Etwas eigentlich so Selbstverständliches ist tragischerweise ein absoluter Meilenstein und großer Erfolg unserer Gesellschaft. Doch sie ist nur ein winziger Schritt in Richtung Toleranz und Akzeptanz.

Homosexuelle sollten nicht verzweifelt versuchen müssen sich anzupassen, denn Sexualität und Liebe sind überaus wichtige Eigenschaften, die uns als Menschen definieren. Es braucht keine sinnlosen, menschenverachtenden Konversionstherapien, sondern Toleranz und Mitgefühl. Anstatt anderen Menschen unsere verblendeten Ideale

aufzuzwingen, müssen wir als Gesellschaft lernen mit dem „Anderssein“ unserer Mitmenschen klarzukommen. Mensch ist Mensch und jeder Mensch ist individuell. Es ist vollkommen egal, wen man liebt, solange alle Beteiligten glücklich sind. Glücklichsein funktioniert aber nur solange der Mensch sich selbst als Individuum akzeptiert und nicht krampfhaft versucht, sich der Gesellschaft anzupassen und sich selbst zu verleugnen. Die neue Gesetzeslage zu Konversionstherapien ist somit zwar augenscheinlich gut, tatsächlich ist sie aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nicht Homosexuelle müssen sich anpassen, die Gesellschaft muss nur endlich anfangen zu akzeptieren, was schon seit Millionen von Jahren absolut normal und in keinster Weise verwerflich ist.

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